Published in:
01-09-2021 | Review Article
Täter oder Opfer? Der Kieferorthopäde Gustav Korkhaus (1895–1978) und seine tatsächliche Rolle im „Dritten Reich“
Authors:
Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß, Dr. Saskia Wilhelmy
Published in:
Journal of Orofacial Orthopedics / Fortschritte der Kieferorthopädie
|
Issue 5/2021
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Zusammenfassung
Zielsetzung
Gustav Korkhaus gilt weithin als der bedeutendste deutsche Kieferorthopäde der Nachkriegszeit. Sehr viel weniger konturiert ist demgegenüber sein Verhältnis zum Nationalsozialismus. Vor diesem Hintergrund beleuchtet der vorliegende Beitrag den konkreten wissenschaftlichen und (berufs-)politischen Stellenwert von Korkhaus; ein besonderes Augenmerk gilt hierbei seiner Rolle im „Dritten Reich“.
Methoden
Die Studie basiert auf Primärquellen aus dem Bundesarchiv Berlin, dem Landesarchiv NRW und dem Universitätsarchiv Bonn. Zudem wurden zeitgenössische Publikationen einbezogen, ebenso die verfügbare Sekundärliteratur zu Korkhaus.
Ergebnisse
Korkhaus wirkte in mehrfacher Hinsicht als internationaler Wegbereiter der Kieferorthopädie – als Wissenschaftler, Fachpolitiker und Entwickler kieferorthopädischer Innovationen. Im „Dritten Reich“ schloss er sich zahlreichen NS-Organisationen an und genoss den Rückhalt des „Reichszahnärzteführers“ Ernst Stuck. Demgegenüber skizzierte er sich nach 1945 als politisches Opfer.
Schlussfolgerungen
Korkhaus verübte keine nationalsozialistischen Gewaltverbrechen, doch entgegen seiner Behauptung war er auch kein Opfer des NS-Regimes. Vielmehr diente er sich dem NS-Staat an und trug so dazu bei, das Regime hoffähig zu machen. Er ist damit den politischen Opportunisten zuzurechnen.