Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P672
DOI: 10.1055/s-2007-987943

Vergleich MMST und DemTect: Spezifität und Sensitivität bei primär kognitiven Störungen

N Kohn 1, E Kalbe 1, H Georg 1, J Kessler 1
  • 1Bielefeld, Köln

Einführung: Um zeitökonomisch Hinweise auf eine demenzielle Symptomatik zu erhalten, werden häufig Screeningverfahren angewandt. Der MMST ist das weltweit wohl am häufigsten eingesetzte kognitive Screening-Instrument, besitzt jedoch nur eine geringe Sensitivität für leicht ausgeprägte kognitive Dysfunktionen. Der DemTect hingegen scheint sowohl bei der unterstützenden Diagnostik der Demenz als auch bei der Aufdeckung leichter kognitiver Defizite bessere Resultate zu liefern.

Methoden: Es wurden Daten von insgesamt 83 Patienten analysiert (mittleres Alter=57,6 Jahre, SD=14,7), die im Zeitraum Februar 2004 bis Dezember 2006 in der Neurologischen Uniklinik Köln stationär aufgenommen und aufgrund möglicher kognitiver Störungen zu einer neuropsychologischen Untersuchung angemeldet worden waren. Aus dieser Stichprobe wurden 41 Patienten für die Experimentalgruppe ausgewählt, die durch Expertenurteil als kognitiv beeinträchtigt eingestuft wurden und 42 Patienten für die Vergleichsgruppe ausgewählt, die durch die Ergebnisse zweier neuropsychologischer Tests (Trail-Making-Test/Zahlen-Verbindungs-Test und Rey-Osterrieth-Figur), als kognitiv unbeeinträchtigt eingeschätzt wurden. Es wurde die Spezifität und Sensitivität des MMST und DemTect über eine ROC-Analyse bestimmt.

Ergebnisse: In der ROC-Kurve zeigt der DemTect generell eine zunächst nur geringfügig bessere Diskriminationsfähigkeit als der MMST (area under curve: 0.992 vs. 0.935). Bei der Betrachtung der Diskriminationsfähigkeit der beiden Tests nach ihren Cut-Off-Werten wird der Unterschied jedoch deutlich größer. Der MMST weist bei einem Cut-Off von 25 zwar eine Spezifität von 100% aber nur eine Sensitivität von 46,3% auf. Bei einem Cut-Off von 13 beim DemTect (Bereich wahrscheinlicher kognitiver Beeinträchtigung) liegt die Spezifität bei 92,9% und die Sensitivität bei 97,6%.

Schlussfolgerung: Ein kognitives Screening durch den DemTect ist bei einem vorliegenden Demenzverdacht als zuverlässiger einzuschätzen als das Screening durch den MMST. Gerade im Bereich beginnender und nur wenig fortgeschrittener kognitiver Störungen ist der DemTect dem MMST weit überlegen.