Aufwachverhalten und psychomimetische Reaktionen nach S-(+)-Ketamin

Zusammenfassung

Ketamin ist ein Razemat, dessen Isomere S-(+)- und R-(−)-Ketamin ein Äquipotenzverhältnis von etwa 4:1 aufweisen. Früher wurde spekuliert, daß S-(+)-Ketamin die erwünschten anästhetischen und R-(−)-Ketamin die unerwünschten psychomimetischen Wirkungen hervorruft. Daher wurde S-(+)-Ketamin in einigen randomisierten Untersuchungen an Probanden und an Patienten mit razemischem Ketamin verglichen. In dieser Übersicht wird die Bedeutung von S-(+)-Ketamin für die Dauer der Aufwachphase, die Inzidenz von Traumerlebnissen, deren Inhalt und für sonstige Nebenwirkungen dargestellt. Das Dosisverhältnis von S-(+)-Ketamin zu Ketamin-Razemat war 1:2. Mit einer Ausnahme war die Aufwachphase in allen Untersuchungen nach S-(+)-Ketamin deutlich kürzer als nach Razemat. Dies gilt unabhängig davon, ob die Substanz als intravenöser Einzelbolus, als Bolus mit anschließender kontinuierlicher Infusion oder als intramuskuläre Injektion verabreicht wurde. Demgegenüber war die Inzidenz der psychomimetischen Reaktionen nur in einer Studie nach S-(+)-Ketamin niedriger als nach Ketamin-Razemat. Daher sollte auch S-(+)-Ketamin in der klinischen Anästhesie mit einem Hypnotikum oder Sedativum kombiniert werden.

Abstract

Ketamine is a racemic mixture containing equal parts of S-(+)-ketamine and R-(−)-ketamine. Their potency relation is approximately 4:1. In early human studies S-(+)- ketamine was presumed to produce the desired anaesthetic effects and R-(−)-ketamine the undesired psychic emergence reactions. Therefore, ketamine was compared in a number of randomised studies in volunteers and patients with racemic ketamine. This review adresses the impact of S-(+)-ketamine on recovery from anaesthesia, incidence and content of vivid dreams, and other side effects. The dose relation applied in the studies was 1:2. With only one exception, the recovery phase was clearly shorter after S-(+)-ketamine compared to racemic ketamine irrespective of its application as a single bolus, a bolus followed by continuous infusion, or an intramuscular injection. However, the incidence of psychic emergence reactions was lower after S-(+)-ketamine in only a single study. In conclusion, S-(+)-ketamine should be always combined with a hypnotic or sedative drug in clinical anaesthesia.