Sexuelle Reizzustände im Rahmen des Uncinatus-Syndroms

Zusammenfassung

An Hand klinischer Beobachtungen wird über krisenhaft auftretende sexuelle Reizzustände im Rahmen des Uncinatus-Syndroms berichtet. Nach Betrachtung der einzelnen, dem Symptomenverband der Uncinatus-Krisen angehörenden Phänomene wird die Struktur des Syndroms einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Seine einzelnen Phänomene lassen sich in Symptomenkomplexe gliedern, welche olfactorische Störungen, Wirkungen auf die Oral- und Anogenitalsphäre sowie die Sehsphäre bei gleichzeitiger Veränderung der Bewußtseinslage betreffen. Im folgenden werden die funktionalen Bedingungen, die für das Zustandekommen eines derartigen Störungstypus verantwortlich zu machen sind, unter Heranziehung von Ergebnissen der Hirnphysiologie erörtert. Es wird die Auffassung entwickelt, daß im Uncinatus-Syndrom pathophysiologisch verzerrte, phylogenetisch alte Eigenleistungen archicortical-rhinencephaler Funktionssysteme zutage treten, deren biologische Bedeutung in der Integration sogenannter sekundärer Automatismen (Kretschmer) im Bereich instinktiv verankerter Verhaltensweisen zu erblicken ist. Dies wird im einzelnen begründet sowie auf die Perspektiven hingewiesen, die sich unter derartigen Gesichtspunkten für eine biologisch-verhaltensphysiologische Analyse komplexer psychopathologischer Phänomene ergeben.