Die chronische rekurrierende multifokale Osteomyelitis in Assoziation mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen: Die enteropathische CRMO

Zusammenfassung.

Die enterogenen reaktiven Arthritiden und die enteropathischen Spondarthritiden sind rheumatische Erkrankungen, bei denen enge Beziehungen zwischen Darm und Synovium bestehen. Das Konzept der Mucosa-Synovium-Iteropathie (gut iteropathy concept) stellt dabei eine immunpathologisch interessante Theorie dar. Die Assoziation von Krankheitsfällen der SAPHO-Entitäten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen hingegen ist in der Literatur bislang wenig bekannt. Unter unseren 138 Fällen des (nosologisch heterogenen) SAPHO-Kollektivs fanden wir fünfmal diese enteropathische Assoziation, viermal weiblich, zweimal juvenil-adoleszent und dreimal adult; viermal betreffend die Crohn’sche Krankheit und einmal die Colitis ulcerosa. Als vorwiegende osteoartikuläre Grunderkankung (im Rahmen des SAPHO-Syndroms) war in allen Fällen die Chronische rekurrierende multifokale Osteomyelitis (CRMO, primär chronische Poly-Osteomyelitis) diagnostiziert worden, davon zweimal deren sternale Abortivform des entzündlichen ACW (anterior chest wall)-Syndroms, und auffallend häufig verbunden mit der überwiegend psoriatisch-pustulösen Dermatose. Diese somit „enteropathische CRMO“ wird hier vorgestellt, und Analogien zu den enteropathischen Spondarthritiden werden aufgezeigt. Gemeinsam ist beiden Krankheitsgruppen a) die prinzipiell metachrone Krankheitsentwicklung mit fast regelmäßig zeitlich jahrelangem Vorsprung der osteomyelitischen Symptomatik vor der entzündlichen Darmerkrankung, b) meistens mit M. Crohn-artigen Läsionen, die vereinzelt bis in die Magenschleimhaut ausgedehnt sind, c) eigentümlich vor- und zwischenzeitlich begleitet von der pustulösen Dermatose, die ausheilt, und d) bei meist länger und krankheitsdominant verbleibender Darmentzündung. Deren bereits primär klinisch stumm florierendes Vorkommen bleibt natürlich hypothetisch, aber beobachtungswürdig. Die analoge Übertragung der entero-synovialen Migrationsachse auf die damit entstandene Trias CRMO-Enterocolitis-Pustulosis führt zur Hypothese einer iteropathischen Dreieckskonstellation, die einen aufschlussreichen Zusammenhang zwischen Darmmucosa, Haut und Knochenmark über das Homing Antigen-spezifischer Lymphozyten darstellen würde. Es wäre damit auch ein Zugang zum pathogenetischen Verständnis der „Skibo“, d. h. Hautorgan und Knochenmark assoziierenden CRMO-Krankheit eröffnet.

Summary.

The enterogenic reactive arthritides and entheropathic spondyloarthropathies are well-known entities. The so-called gut iteropathy concept offers an interesting working hypothesis to link the gut inflammation and the lymphocytic infiltration of the synovium. However, the association of rheumatic diseases belonging to the entity of the SAPHO syndrome with inflammatory bowel diseases (IBD) has only been rarely described in the literature. Among 138 cases of our (heterogenic) SAPHO cohort, we detected 5 patients (1 male, 4 females) with a proven association of SAPHO syndrome with IBD (in 4 cases Crohn’s disease, in 1 case ulcerative colitis). Two patients belonged to the juvenileadolescent form and 3 to the adult form of SAPHO syndrome. In all cases the underlying osteoarticluar disease was classified as chronic recurrent multifocal osteomyelitis (CRMO), 2 of them presenting as inflammatory anterior chest wall syndrome. There was a strong association with psoriatic pustular dermatitis. Thus, we present 5 cases of “enteropathic CRMO” demonstrating several analogies to the enteropathic spondyloarthropathies. Both disease entities have in common i) metachronic development with osteoarticluar manifestations often preceding the gastrointestinal disease; ii) Crohn’s like lesions that may develop from the stomach to the colon; iii) concomittent or intermittent skin pustulosis which mostly resolves; iiii) the gastrointestinal disease that often dominates the whole syndrome namely in the longterm follow-up. We suggest to transfer the hypothesis of the gut-synovium axis of enteropathic spondyloarthropathies to the entity of CRMO. This concept offers an opportunity to link the target organs gut mucosa, bone marrow and the skin via homing of antigen specific lymphocytes. This concept may help to better understand the pathogenesis of the “Skibo” (i. e., skin-bone) disease CRMO.