Altersschätzung auf Basis der DNA-Methylierung

Zusammenfassung

Hintergrund

In Deutschland wird derzeit auch öffentlich eine Diskussion zur „Altersfeststellung“ bei jungen Migranten ohne valide Identitätsdokumente geführt. Dabei wird unter Hinweis auf die „Horvath-Uhr“ immer wieder die Frage gestellt, ob Verfahren zur Altersschätzung aufgrund des DNA-Methylierungsgrades bereits in der forensischen Praxis einsetzbar sind.

Fragestellung

Vor diesem Hintergrund wurde geprüft, ob die bislang vorgeschlagenen epigenetischen Methoden zur Altersschätzung bereits den Anforderungen genügen, die im deutschen Rechtssystem vor einem Einsatz in der forensischen Praxis zu erfüllen sind.

Ergebnisse und Diskussion

Im Ergebnis war festzustellen, dass der Ansatz der epigenetischen Altersschätzung zweifellos vielversprechend ist. Der Anwendung entsprechender Methoden im forensischen Kontext steht allerdings derzeit noch entgegen, dass wesentliche Forschungsfragen noch ungeklärt sind und die nach derzeitiger Datenlage zu erwartende Fehlerbreite für den Einsatz zur Untersuchung junger Migranten mit unbekanntem Alter noch relativ hoch erscheint. Nach Klärung aller relevanten Forschungsfragen und ausreichender Optimierung entsprechender Methoden hinsichtlich ihrer Genauigkeit wären die Formulierung von wissenschaftlichen Standards (von der Probenentnahme bis hin zur Gutachtenerstattung) sowie die Etablierung weiterer Strategien zur Qualitätssicherung (z. B. Ringversuche) erforderlich. Nur so lässt sich ein Niveau der Begutachtung sicherstellen, das im forensischen Kontext in Deutschland unabdingbar ist. Selbstverständlich werden auch bei Einsatz dieser Methoden einschlägige rechtliche und ethische Grundsätze zu beachten sein.

Abstract

Background

In Germany, a public discussion has recently been initiated on age determination of young migrants without valid identity documents. With reference to the so-called Horvath clock it has been frequently asked whether methods for age estimation based on DNA methylation analysis can already be used in forensic practice.

Objective

Against this background it was examined whether the epigenetic methods proposed so far for age estimation already meet the requirements that have to be met in the German legal system before being used in forensic practice.

Results and conclusion

The epigenetic approach for age estimation is undoubtedly promising; however, it has to be concluded that this approach is not yet sufficiently mature for use in forensic practice, because essential research questions still remain unclear and the error ranges that can be anticipated from the published data still appear to be too high for an application in cases of young migrants with unknown age. After clarification of all relevant research questions and adequate optimization of appropriate methods with respect to their accuracy, it would be necessary to formulate scientific standards (from sampling to the details of expert opinions) and to establish further quality assurance strategies (e. g. interlaboratory proficiency testing). Only in this way will it be possible to ensure a level of expertise that is indispensable in the forensic context in Germany. Of course, when using these methods, relevant legal and ethical principles will have to be taken into account.