Zusammenfassung
Die Leitlinie zur EE-Zeit (Entschluss-Entbindung-Zeit; auch: DD-Zeit, Decision-Delivery-Time) basiert auf der gängigen Rechtsprechung und bedeutet keine Verschärfung bestehender Standards. Sie hat zum Ziel, die Aussichten für das Kind auf einen gesunden Lebensbeginn und der Mutter für eine glückliche Geburt überall in Deutschland auf eine gleiche Basis zu stellen. Damit sollen einerseits die Sicherheit für Mutter und Kind erhöht und andererseits das Haftungsrisiko des Arztes verringert werden. Die Leitlinie beschreibt Möglichkeiten, die geforderte EE-Zeit von 20 Minuten einzuhalten bzw. zu unterschreiten. Die EE-Zeit beginnt mit der fachärztlichen Entscheidung, wobei davon ausgegangen wird, dass der Facharzt in maximal 10 Minuten vor Ort ist. Im Einzelfall kann die Zeit von 20 Minuten für ein gefährdetes Kind zu lang sein. In der Rechtsprechung werden daher für Kliniken der Maximalversorgung kürzere Fristen verlangt.
Abstract
The guidelines on the decision-delivery time (DD time) are based on the conventional jurisdiction and do not mean a tightening of existing standards. The aim is to bring the perspectives for the child to a healthy start in life and for the mother to a successful birth to the same level everywhere in Germany. This will increase the safety for mother and child and on the other hand reduce the liability risk for physicians. The guidelines describe possibilities to keep within or less than the required 20 min DD time. The DD time starts with a specialist medical decision where it must be assumed that the physician is on site within a maximum of 10 min. In isolated cases a time of 20 min can be too long for an endangered child. Therefore in the jurisdiction shorter deadlines are required for maximum care hospitals.
Notes
Berg D, Albrecht AU, Künzel W et al (1990) Zur Vorbereitung der Notsectio/Podiumsgespräch operative Geburtshilfe/48. Kongress der DGGG, Hamburg
Roemer VM, Heger-Römermann G (1992) Der Notfall-Kaiserschnitt – Basisdaten Geburtshilfe und Frauenheilkunde
OLG Karlsruhe, Urt. v. 13.10.2004–7 U 122/03, GesR 2005, 115
OLG Koblenz, Urt. v. 05.02.2009–5 U 854/08, GesR 2009, 198 ff.; OLG Saarbrücken, Urt. v. 5.4.2000–1 U 684/99, 26 Minuten nicht zu beanstanden, allerdings eine Geburt in 1994 betreffend
OLG Stuttgart, Urt. v. 19.10.2004–1 U 87/03, Sectio 16 Minuten nach Nabelschnurvorfall zu lang; OLG München, Urt. v. 23.12.2011–1 U 3410/09, betraf zwar keine Sectio, sondern Forceps-Entbindung, 19 Minuten nach Indikation bis zum Einsatz der Zange unverständlich lang
OLG Koblenz, Urt. v. 24.05.2007–5 U 1735/06, VersR 2008, 355, rk. seit NA Beschl. BGH v. 08.01.2008– VI ZR 161/07 Empfehlung DGGG können nicht ohne weiteres auf Sectio nach häuslicher Uterusruptur übertragen werden
Ältere Entscheidungen, wonach ein Frauenarzt bis zu 15 Minuten bis zum Eintreffen im Kreißsaal verstreichen lassen dürfe, und dann auch noch 25 Minuten für die Sektio Zeit habe, so OLG Braunschweig, Urt.v. 18.12.1997 – 1 U 30/97, MDR 1998, 907, sind heute nicht mehr repräsentativ.
S. auch Oberlandesgericht (OLG) München, Urt. v. 27.10.1994–24 U 364/89, VersR 1996, 63; ebenso DGGG, Mindestanforderungen, Frauenarzt 2011, 716 ff. Ziff. 1.1.2
AG Medizinrecht der DGGG: Empfehlungen zu den ärztlichen Beratungs- und Aufklärungspflichten während der Schwangerenbetreuung und bei der Geburtshilfe. www.DGGG.de
Interessenkonflikt
Die korrespondierenden Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Berg, D., Ratzel, R. „Stellungnahme zur Frage der erlaubten Zeit zwischen Indikationsstellung und Sectio (EE-Zeit) bei einer Notlage“. Gynäkologe 46, 84–87 (2013). https://doi.org/10.1007/s00129-012-3003-z
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