Zusammenfassung
Hintergrund
Der Anteil an neurologischen Patienten sowie die absoluten Patientenzahlen in Notambulanzen der deutschen Krankenhäuser sind steigend.
Fragestellung
Wir präsentieren Ergebnisse einer Umfrage unter Patienten einer spezialisierten neurologischen Notambulanz mit der Frage, ob sich die Selbsteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit der Patienten mit der Priorisierung der Ärzte deckt.
Methodik
Im Rahmen einer prospektiven Studie zur Validierung eines neuen und speziellen neurologischen Triagesystems wurden über einen Zeitraum von 3 Monaten (10/2015 bis 01/2016) Patienten, die sich selbst in der neurologischen Notambulanz des Universitätsklinikums Heidelberg vorstellten, mittels eines Fragebogens zu ihren Beschwerden, deren Dauer und der subjektiven Einschätzung der Behandlungsdringlichkeit befragt. Diese Ergebnisse wurden deskriptiv ausgewertet und der Behandlungsdringlichkeit nach ärztlicher Einschätzung gegenübergestellt.
Ergebnisse
Von insgesamt 836 Fragebögen, die jeder Patient bei der Selbstanmeldung für die neurologische Notfallambulanz erhalten hatte, wurden 528 Fragebögen (63 %) beantwortet und in die Auswertung einbezogen. Die häufigsten Leitbeschwerden waren Kopfschmerzen, Schwindel sowie Lähmungen und Gefühlsstörungen. Nur bei 24 % der Patienten bestand die Symptomatik erst seit weniger als 24 h, bei 35 % jedoch bereits über einer Woche. Über die Hälfte der Patienten (55 %) gab an, dass eine notfallmäßige Behandlung notwendig sei. Im Vergleich dazu war nach ärztlicher Einschätzung jedoch bei nur 3 % eine sofortige Behandlung indiziert. Diese Diskrepanz war ähnlich nach Aufschlüsselung in Leitbeschwerden und Beschwerdedauer. Lediglich 2,6 % gaben an, dass der Grund der Vorstellung die fehlende Verfügbarkeit eines ambulanten Termins war.
Diskussion
Die Patienten sahen sich deutlich häufiger als Notfall als dies tatsächlich der Fall war. Dies war unabhängig von Beschwerdedauer und Leitbeschwerden. Eine objektive Triagierung von Patienten in Notambulanzen ist notwendig.
Abstract
Background
The proportion of patients with neurological disorders as well as the absolute number of patients in German emergency departments is rising.
Objective
This article presents the results of a survey among patients with self-referral to a dedicated neurological emergency department (ED). We sought to find out if the individual evaluation of urgency for treatment was comparable for patients and physicians.
Methods
During a prospective trial to validate a new and specific neurological triage system over a time period of three months (October 2015 to January 2016), patients who presented themselves to the ED were handed a questionnaire and asked to provide information on the symptoms, including duration and the subjective urgency for evaluation by a physician (priority 1–4, 1 = emergency, 4 = elective). The results were descriptively evaluated and the subjective assessment of urgency was compared to the physicians’ evaluation.
Results
From a total of 836 questionnaires, handed out to each patient with self-referral to the neurological ED, 528 (63%) were returned and analyzed. The most common symptoms were headaches, vertigo, paralysis and sensory deficits. In 24% of the patients the symptoms had lasted less than 24 h, while in 35% the symptoms had persisted for over 1 week. Over half of the patients (55%) indicated that the symptoms needed an emergency evaluation by a physician, while only 3% actually required immediate medical attention according to the retrospective assessment by physicians. This discrepancy was similar even after classification into symptoms and symptom duration. Only 2.6% of the patients stated that the reason for presenting to the ED was the inability to obtain an outpatient appointment.
Discussion
Patients regarded their symptoms as being a medical emergency much more often than physicians did. This was independent of the symptoms and their duration. An objective triage for patients in an ED is necessary.
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Danksagung
Unser Dank gilt den befragten Patientinnen und Patienten für ihre Bereitschaft sowie den Pflegekräften und Ärzten der neurologischen Notfallambulanz für ihre engagierte Teilnahme und Kooperation.
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Interessenkonflikt
L. Harenberg, H. M. Oßwald, H. Jaschonek und S. Nagel geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Alle beschriebenen Untersuchungen am Menschen wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethikkommission, im Einklang mit nationalem Recht sowie gemäß der Deklaration von Helsinki von 1975 (in der aktuellen, überarbeiteten Fassung) durchgeführt.
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Harenberg, L., Oßwald, H.M., Jaschonek, H. et al. Selbsteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit bei Vorstellung in einer neurologischen Notfallambulanz. Nervenarzt 90, 175–182 (2019). https://doi.org/10.1007/s00115-018-0623-0
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