Laryngorhinootologie 1992; 71(9): 453-461
DOI: 10.1055/s-2007-997332
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Untersuchungen zur Akustik der offenen Mastoidhöhle (sog. „Radikalhöhle”) und deren Beeinflußbarkeit durch chirurgische Maßnahmen - Teil 2: Klinische Untersuchungen

The Acoustic Behaviour of the Open Mastoid Cavity and the Influence of Surgical Procedures on it - Part 2: Clinical InvestigationsJ. Hartwein
  • Univ.-HNO-Klinik Hamburg-Eppendorf (Direktor: Prof. Dr. U. Koch)
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Publication Date:
29 February 2008 (online)

Zusammenfassung

An einem Kollektiv (n=18) von Ohrpatienten wird erstmals die Resonanz von operativ massiv verändertem Gehörgang (sog. Radikalhöhle) untersucht. Während hier das Höhlenvolumen durchschnittlich um den Faktor 2,5 von dem durchschnittlichen Gehörgangsvolumen Ohrgesunder abweicht, ist die Eingangsfläche nur um durchschnittlich 20% größer. Die durchschnittliche Resonanzfrequenz bei Patienten mit offener Mastoidhöhle liegt mit 1939 Hz um mehr als 1000 Hz tiefer, wenn man die Werte mit denen von einem Kollektiv Ohrgesunder (n = 20) vergleicht. Hier findet sich eine durchschnittliche Resonanzfrequenz von 2942 Hz, ein Wert, der den Angaben der neueren Literatur entspricht. Die wesentlich tiefere Resonanzfrequenz bei Patienten mit Mastoidhöhle führt zu teilweise erheblichen Diskrepanzen der Resonanz im für die sprachliche Kommunikation wichtigen Frequenzbereich von 3-4 kHz. Hier ergeben sich durchschnittlich Unterschiede von mehr als 10 dB (SPL). Es kann gezeigt werden, dass es durch bewährte Techniken der Mastoidhöhlenverkleinerung sowie durch Gehörgangseingangsplastiken möglich ist, das akustische Verhalten des äußeren Ohres bei der offenen Technik (statistisch signifikant) dem des normalen äußeren Ohres anzugleichen. Durch die operativen Maßnahmen war es möglich, bei unserem Patientenkollektiv eine durchschnittliche postoperative Resonanzfrequenz von 2421 Hz zu erzielen. Insbesondere ließ sich die resonanzbedingte Verstärkung im Frequenzbereich von 3-4 kHz der des normalen Gehörganges nahezu angleichen. Akustische Unterschiede im Bereich des äußeren Ohres, wie sie bei Patienten mit offenen Mastoidhöhlen im Vergleich zu Ohrgesunden auftreten, können somit chirurgisch weitgehend eliminiert werden. Nach wie vor kommt den rekonstruktiven Maßnahmen im Bereich des Mittelohres die entscheidende Bedeutung bei der operativen Hörverbesserung zu; trotzdem sollte in Zukunft der chirurgischen Optimierung der Gehörgangsakustik mehr Bedeutung zugemessen werden, da die hierbei erzielbaren Schalldruckgewinne in einem für die Kommunikation wichtigen Frequenzbereich liegen. Resonanz - Operative

Summary

The acoustic resonance of a severely altered outer ear Channel (radical mastoid cavity) is investigated in a series of 18 patients who underwent revision surgery by means of in-situ measurements of the sound-pressure-level near the tympanic membrane. While the average volume of the open cavity differs from the normal ear Channel for the factor 2.5, the size of the external meatus is - in average - only 20% larger. This leads to an average frequency in patients with open cavity of 1939 Hz, more than 1000 Hz less than in a series (n - 20) of normal ears (average resonance frequency: 2942 Hz). The altered acoustic behaviour of the open cavity leads to partial extensive discrepancies of the resonance-caused sound-pressure augmentation in the frequencies of 3 and 4 kHz, which are important for Speech perception. The average difference is more than 10 dB (SPL). Proved surgical techniques of cavity obliteration and meatoplasty can lead to a nearly normalized acoustic behaviour of the outer ear in a statistic significant way. Due to these surgical procedures, an average postoperative resonance frequency of 2421 Hz could be reached in our patients. Especially, the resonance-caused sound-pressure augmentation in 3-4 kHz could nearly be equalized to such of a normal outer ear. Differences in the acoustic behaviour of the outer ear as can be found between patients with an open mastoid cavity and normal ears can almost be eliminated surgically. After all, the reconstructive procedures in the middle ear take main part in surgical hearing improvement, but, nevertheless, in future the operative optimizing of the outer ear acoustic should be considered as well as a part of reconstructive ear surgery, because the available sound pressure gain takes place in frequencies very important for speech perception.

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