Geburtshilfe Frauenheilkd 1994; 54(8): 427-431
DOI: 10.1055/s-2007-1022873
Operative Gynökologie

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Der positive „Stimmfremitus“ beim malignen Brusttumor in der sonographischen Farb-MEM-Darstellung - ein aufregender „Artefakt“ zur Diagnosesicherung?

The Positive “Vocal Fremitus” in Malignant Breast Tumour in Sonographic Colour MEM-Imaging - An Exciting “Artifact” for Confirming the Diagnosis?Ch. Sohn, A. Baudendistel, M. Kaufmann, G. Bastert
  • Sektion für pränatale und gynäkologische Ultraschalldiagnostik und Therapie (Leitung: Priv.-Doz. Dr. Ch. Sohn) an der Universitätsfrauenklinik Heidelberg (geschäftsführender Direktor: Prof. Dr. Dr. h. c. G. Bastert)
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Publication Date:
16 June 2008 (online)

Zusammenfassung

Während Untersuchungen unter Einsatz einer neuen Nicht-Doppler-Technik (MEM-Technik der Firma Acoustic Imaging, Phoenix - Dornier-Medizintechnik) fiel auf, daß bei Patientinnen, die während der Färb dar Stellung eines Brusttumors redeten, Artefakte in oder um den Tumor auftraten: regelmäßig fanden wir die Farbartefakte im Tumor bei malignen Tumoren und die Artefakte exakt den Tumor aussparend beim benignen Tumor. Um diesem Phänomen nachzugehen, haben wir die vorliegende Studie durchgeführt. 71 Patientinnen mit sonographisch nachweisbarem Mammatumor (37 maligne und 34 benigne) wurden am präoperativen Tag untersucht. Dabei erwies sich, daß wenn die Patientinnen mit relativ tiefer Stimme die Zahl „99“ sagten oder alternativ einen tiefen Ton summten, sich die Artefakte regelmäßig darstellen ließen. Das postoperative histologische Ergebnis wurde als objektives Einteilungskriterium herangezogen. Bei 66 der 71 Patientinnen (93%) war die Dignitätsdiagnostik aufgrund der Artefakt-Erzeugung durch die Stimmfremitusuntersuchung richtig. In 5 Fällen war die präoperative Einschätzung der Dignität nicht zutreffend. 3mal wurde der Tumor fälschlicherweise als maligne eingestuft, während die Histologie ein gutartiges Resultat (proliferative Mastopathie) ergab. Zweimal wurde der Tumor präoperativ als benigne beurteilt, histologisch ergab sich jedoch ein maligner Befund, beidesmal ein duktal-invasives Karzinom (beide über 3 cm Größe). Mit anderen Farbtechniken konnten wir dieses Phänomen nicht reproduzieren. Wir erklären uns dieses Phänomen folgendermaßen: Durch die Thoraxschwingung beim Reden werden solche Schwingungen erzeugt, die mittels der MEM-Technik erfaßbar sind und durch das verdrängende Wachstum des benignen Tumors nicht in den Tumor fortgeleitet, sondern an dessen Grenze abgeschirmt werden, während durch das infiltrierende Wachstum des malignen Tumors diese Schwingungen in das Tumorzentrum fortgeleitet werden, sozusagen den Tumorausläufern entlang in das Zentrum des malignen Tumors. Falls sich dies an einem größeren Kollektiv weiterhin nachweisen läßt, wäre eine sehr einfache und ungemein sichere Dignitätsdiagnostik gefunden.

Abstract

In the experimental phase of application of a new Non-Doppler technology (MEM system, Acoustic Imaging, Phoenix; Dornier Medizintechnik) we observed, that in patients, who spoke during colour imaging of a breast tumour, artifacts appeared in or around the lesion: the colour artifacts were seen regularly inside the tumour in cases of malignancies, and exactly surrounding benign tumours. Postoperative histological fmdings served as an objeetive criterion of Classification/differentiation. To examine this phenomenon, we performed a study in 71 patients. These women with a sonographically detectable tumour (37 malignant, 34 benign) were examined on the day before surgery. We observed, that if patients uttered the number “99” with a relatively low voiee or alternatively hummed a deep sound, the artifacts could be regularly visualized. In 66/71 patients (93%) Status evaluation by artifact generation due to vocal fremitus examination was correct. In 3 patients the tumour was erroneously described as malignant, histology showing a proliferative mastopathy. In 2 cases the tumour was classified as benign, whereas histology revealed a malignancy, in both patients a large ductal-invasive Carcinoma (> 3 cm). This phenomena could, however, not be reproduced with other colour techniques. A possible explanation is: Thoracic vibrations during speech can be registered by the MEM technique. These vibrations are not perpetuated into the benign lesion characterised by a displacing growth, due to which the vibrations are “barred off” at the borders of the tumour. Infiltrating growth typical of a malignancy causes transmission of these vibrations into the center of the tumour. Should this procedure prove effleient in a larger group of patients, it would be a simple and extremely efficient method of Status diagnosis.

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