Gesundheitswesen 2015; 77 - A151
DOI: 10.1055/s-0035-1563107

Wie wird Prävention und Gesundheitsförderung in rechtlichen Regelungen begrifflich gefasst? Eine Analyse rechtlicher Grundlagen in den Lebenswelten Kommune, KiTa, Schule und Pflegeheim

U Walter 1, K Volkenand 1, B Kruckenberg 1, L Schauermann 1, J Weber 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund: Die Lebenswelten sind von unterschiedlichen Disziplinen und Kulturen geprägt. Damit verbundene Begriffe sowie das fachliche Verständnis finden Eingang in gesetzliche Regelungen. Im vergangenen Jahrzehnt erfolgte im Zuge des Präventionsgesetzes eine lebensweltübergreifende Auseinandersetzung zur Prävention und Gesundheitsförderung (PGF), die zu einer Angleichung des Verständnisses beitrug. Im SGB V fand bereits eine Angleichung der Begrifflichkeiten statt. Der Beitrag geht den Fragen nach, welche Begriffe für PGF verwendet werden, inwieweit sich diese zwischen den Lebenswelten und dem Zeitpunkt ihrer gesetzlichen Verankerung unterscheiden. Grundlage der Analyse bilden Ergebnisse der BZgA/BMG-geförderten Studie zur „Gesundheitsförderung in Lebenswelten – Entwicklung und Sicherung von Qualität“. Methodik: Rechtliche Regelungen und nachfolgende Empfehlungen zur PGF wurden für die Settings Kommune, KiTa, Schule und Pflegeheim auf allen gesetzlichen Ebenen recherchiert. Grundlage der Begriffsanalyse bilden Regelungen des Bundes und aller Bundesländer. Mit den Konzepten von PGF verbundene Begriffe und Komposita wurden identifiziert und unter Berücksichtigung des zeitlichen und fachlichen Kontextes ausgewertet. Ergebnisse: Vor dem Hintergrund von Fachdiskussionen und historischen Entwicklungen differieren die in allen Settings vorgefundenen Regelungen für PGF deutlich in den jeweils verwendeten Begriffen. Neben Prävention (als Verhütung und Vermeidung von Krankheiten) finden sich Prophylaxe, Gesundheitsschutz und Vorsorge in normativen Vorgaben aller Lebenswelten, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Eher lebensweltspezifisch verwendet werden Gesundheitserziehung und Gesundheitsfürsorge, ebenso der (nicht korrekte) Begriff der Gesundheitsprävention. Ressourcenstärkende Gesundheitsförderung und dazugehörige konzeptionelle Inhalte sind überwiegend in jüngeren Regelungen zu finden. Diskussion: Um PGF zu stärken, ist die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses unabdingbar. Ein partizipativer und kooperativer Ansatz kann sicherstellen, dass eine sprachliche Entfremdung der Akteure vermieden wird und settingspezifische Traditionen berücksichtigt werden. Mittelfristig sollte eine Angleichung der Begriffe in den Regelwerken erfolgen.